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Christentum und der nackte Körper... die Erste!

Mein Kopf brummt. Sich tagelang mit Religion zu beschäftigen ist zwar interessant, aber auch krass anstrengend! Die größte Mühe hatte ich damit, "auf der Spur" zu bleiben und tue es noch. Ich hoffe, ich kann einen ersten, halbwegs nachvollziehbaren Gedankengang niederschreiben. Und am besten fange ich wohl "am Anfang" an.


So, was steht denn nun als erster Satz in der Bibel? Das ist gar nicht mal so einfach zu beantworten... aber die zwei bekanntesten Varianten habe ich nicht gefunden. Da steht weder:

"Am Anfang war Gott und Gott sprach: Es werde Licht!"

noch:

"Im Anfang war das Wort und Gott sprach: es werde Licht!"


Da steht:

"Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. Gott sprach: Es werde Licht. Und es wurde Licht. Gott sah, dass das Licht gut war. Gott schied das Licht von der Finsternis und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis nannte er Nacht. Es wurde Abend und es wurde Morgen: erster Tag."

gemäß der Website der Universität Innsbruck "Die Bibel in der Einheitsübersetzung"

die vom katholischen Bibelwerk erstellt wurde.


oder aber auch:

"Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag."

gemäß Website der Deutschen Bibelgesellschaft.


Die Deutsche Bibelgesellschaft (DBG) ist eine evangelische kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts, die verlegerisch und bibelmissionarisch arbeitet. Kurzgesagt, sie gestalten, redigieren und drucken wie das katholische Bibelwerk e.V. Bibeln. Seit ein 2019 verlegt die schweizerische Bibelgesellschaft die Bibel "Byzantinischer Text Deutsch - Die Evangelien" - das ist die griechisch orthodoxe Version... auf Deutsch! Leider nicht als gratis-online Version erhältlich. Wer seine Neugier unbedingt stillen möchte, kann sie hier als analog-Version aka Buch kaufen... oder auch nicht. Ich mach keine Werbung.


Allerdings will ich unbedingt auf ein interessantes Projekt aufmerksam machen; "Die Bibel in gerechter Sprache", die 2006 herausgegeben wurde. "Die Bibel in gerechter Sprache ist eine Bibelübersetzung mit dem Ziel, die biblischen Schriften (einschließlich der Apokryphen) aus den Ursprungssprachen so in die deutsche Gegenwartssprache zu übertragen, dass sie auch der Bedeutung der Frauen in der Bibel gerecht wird und gegenüber dem Judentum sensibel ist.[1] Sie wurde in den Jahren 2001 bis 2006 von 40 weiblichen und 12 männlichen Bibelwissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erarbeitet." Das ist der Beginn des Wikipedia-Artikels dazu. Die Rezeptionsdokumentation und Kritiken dazu lesen sich mindestens so spannend wie Facebook-Kommentarspalten. Nach 15 Jahren will der verantwortliche Verein eine neue Fassung machen - noch gerechter, noch inklusiver. Die Reaktionen sind die gleichen geblieben: als "Ergänzung" ok, als Teil der Liturgie nicht.


Und jetzt fragt ihr euch bestimmt, wieso ich da so lange über Bibel- und Textversionen schreibe und was das alles mit Nacktheit zu tun hat. So ziemlich alles. Denn alle abrahamitischen Religionen - Judentum, Christentum und Islam - basieren nicht nur mehr oder weniger auf den gleichen Texten/Geschichten, sondern funktionieren auch nach dem "Prinzip des Wortes". Wie auch Sanskrit (Hinduismus) und Sutra/Tantra-Texte (Buddhismus) usw. - aber soweit bin ich noch nicht. Und ich erinnere auch gerne noch einmal daran, dass es hier nicht um eine theologisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema geht - dafür bräuchte es mindestens drei lange Menschenleben - sondern um die Dokumentation einer Hinterfragung von Zusammenhängen und Wirkungen.


Es ist also essenziell wichtig, was, wo, wie und von wem geschrieben ist. Denn jede kleinste Änderung schafft eine andere Interpretationsmöglichkeit und somit andere Zusammenhänge und (Selbst-)bilder.


Nachdem Gott, Moses im alten Testament als erstes geboten hat, keine anderen Götter neben JHWH zu haben, besagt bereits das zweite Gebot folgendes:


„Du sollst dir kein Gottesbild machen und keine Darstellung von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde.“


Das bedeutet, dass die Menschen sich nicht "anmassen" sollen, eine bestimmte Erscheinungsform darzustellen bzw. zu schaffen. Denn sobald eine bestimmte, materialisierte Darstellung geschaffen wird, verschiebt sich die Vererhrung/Hingabe weg von Gott, hin zum erstellten "Götzenbild". Eine "materialisierte" Gottheit ist natürlich viel einfachter "angreifbar" oder gar "zerstörbar" als eine, die eine rein geistige Existenz in der Vorstellung ihrer Anhängerschaft ist. Umso wichtiger werden Sprache bzw. Worte. Insebesondere das Wort für Gott - im alten Testament. Das Tetragramm JHWH kommt im jüdischen Tanach 6823 Mal vor, ohne weiteren Zunamen und gilt daher als der eigentliche Eigenname Gottes. Im gleichen Text un dessen Regelwerk steht auch:


„Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr lässt den nicht ungestraft, der seinen Namen missbraucht.“


Entsprechend wird das eh schon schwer aussprechliche Tetragramm beim Vorlesen in der jüdischen Liturgie, durch andere Bezeichnungen wie z.B. "Adonai" oder "Elohim" ersetzt. Interessanter weise hat Gott als omnipräsente, geistige Existenz ganz explizit KEIN GESCHLECHT. Der Grund für das omnipräsente "Herr" und die männlichen Personalpronomen, sind die aus Ehrfurcht eingesetzten Ersatzwörter und deren Übersetzungen. Wie Gott das wohl findet?


Einerseits können also Kleriker und Theologen (hier habe ich bewusst die cis-männiche Form gewählt) in höchsten Positionen nicht umhin zuzugeben, dass Gott kein Geschlecht hat und in der Bibel steht ganz klar, dass keine Bilder/Darstelltungen von Gott gemacht werden sollen, aber dennoch waren sie es, die die falsche Übersetzungen anfertigten und als erste und anscheinend ohne jede Bedenken entsprechende Darstellungen in Form von Bildern, Fresken etc. in Auftrag gegeben haben.


Und enstanden ist, der alte "Herr" mit Rauschebart auf der Wolke sitzend...


Woran erinnert dieses Bild bloss...



To be continued...

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